Bei der Neuraltherapie handelt es sich um eine Methode, die die Ursachen verschiedener Erkrankungen über das neurovegetative Nervensystem beeinflussen und durch gezielte Reizsetzung die Selbstheilungsmechanismen stärken soll. Dies ist jedoch keine Erkenntnis der evidenzbasierten Medizin, die der Neuraltherapie skeptisch gegenübersteht.
Die Verarbeitung von Reizen erfolgt über das Nervensystem, das über ein erstaunliches Kommunikationssystem – ähnlich einer Schaltzentrale – verfügt. Sind Reize, die diesen Kommunikationsweg durchlaufen, zu stark, wird die Kommunikation gestört, und es entsteht aus naturheilkundlicher Sicht eine Blockade. Eine Narbe beispielsweise, die bei jedem Wetterwechsel schmerzt oder juckt, stellt laut Definition der Neural-Therapeuten ein Störfeld da. Durch Unterspritzen dieser Narbe mit einem Arzneimittel oder auch mit Kochsalz kann dem oftmals abgeholfen werden.
Mögliche andere Störfelder können Verletzungen, Impfungen, Zahnextraktionen oder auch Vergiftungen sein. So kann – wie es die Neuraltherapeuten glauben, aber schlussendlich wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen haben – auch jede chronische Erkrankung störfeldbedingt sein und jede Stelle des Körpers zu einem Störfeld werden. Hier kann beispielsweise eine Injektion in das entsprechende Störfeld hinein – soweit anatomisch möglich – eine solche Erkrankung über das Sekundenphänomen (nach Ferdinand Huneke) nach unseren Beobachtungen nicht selten auflösen.
Die Wirkung der Neuraltherapie beruht demnach weniger auf der Wirkung des eingesetzten Arzneimittels als auf der Einflussnahme übergeordneter Schalt- und Regelkreise des Körpers.
Bei der lokalen Neuraltherapie werden die Medikament, sei es Procain (max. 2 %-Lösungen) oder auch Homöopathika, in den jeweiligen Schmerzort (z.B. den Rücken) in die Haut (= intrakutan) in Form von „Quaddeln“ (erinnert optisch an einen Mückenstich) gespritzt. Man durchbricht damit den Teufelskreis des Schmerzgeschehens (Schmerz-Verkrampfung-Übersäuerung-Schmerz).
Wie schon oben erwähnt, steht die evidenzbasierte Medizin als wissenschaftliche Disziplin, nicht unbedingt einzelne Klinikärzte und niedergelassene Ärzte der Neuraltherapie ablehnend gegenüber. Ausreichende wissenschaftlich valide Studien zum Beweis der Wirkung und Wirksamkeit fehlen, so dass die genannten Anwendungsgebiete und Wirkungsweise den Beobachtungen der Entwickler und einzelner Therapeuten entsprechen.