Der französische Arzt Paul Nogier wurde 1908 in Lyon geboren. Er studierte dort zunächst Physik, weiterhin Medizin, Chiropraktik und Homöopathie.
Er entwickelte 1950 die Ohrakupunktur, ein System, nach dem einzelne Körperzonen nach seinen Vorstellungen bestimmten Stellen an der Ohrmuschel zugeordnet werden sollen. Diese werden mit Akupunktur- oder Dauernadeln behandelt.
Er bemerkte bei einigen seiner Patienten Narben an der Ohrmuschel. Die Patienten litten unter Schmerzen in der Lendenwirbelsäule (Lumbago bzw. Ischialgie) und erfuhren mittels Kauterisation (griech. Kauter = verbrennen) eines Teils der Ohrmuschel (genauer gesagt, einem Teil der Bogenwulst – Anthelix – die dem äußeren Knorpelbogen des Ohrs gegenüberliegt) rasch Linderung ihrer Beschwerden.
Dr. Nogier ersetzte die Kauterisation bald durch das Stechen von Nadeln, was den Vorteil hatte, dass keine Narbenbildung mehr stattfand. In der Folge glaubte er, herausgefunden zu haben, dass nicht nur die Wirbelsäule, sondern alle Organe des Körpers in der Ohrmuschel repräsentiert seien.
1956 veröffentlichte er seine Behandlungsmethode in Marseille.
Gut ein Jahrzehnt später stellte er – mehr zufällig – fest, dass sich der Puls des Patienten veränderte, wenn er die Region der Ohrmuschel, die ein erkranktes Organ repräsentierte, untersuchte. Er beobachtete diese Auffälligkeit nunmehr systematisch, und es zeigte sich nach seinen Beobachtungen, dass eine gezielte Reizung dieser gestörten Organzonen sich auf die Pulswelle auswirkt. Diese Reaktion des Körpers nannte er „Réflexe auriculocardiaque“ (RAC). Der RAC erleichtert das Ausfindigmachen der gestörten Organzonen und der zu nadelnden Ohrpunkte.
Eingesetzt wird diese Therapieform z.B. bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, zur Schmerztherapie, bei Allergien, Asthma oder bei Nikotinabhängigkeit.
Im Gegensatz zur traditionellen chinesischen Akupunktur, die von der WHO mit zahlreichen Anwendungsgebieten anerkannt wird, erfährt die Ohrakupunktur nach Nogier keine Anerkennung durch die die evidenzbasierte Medizin, landläufig Schulmedizin genannt, oder amtliche Stellen wie die WHO. Wissenschaftlich valide Beweise für Wirkung und Wirksamkeit liegen nicht vor. Ich berufe mich auf die Beobachtungen einzelner Therapeuten.